Abstillen: Das sollten Sie wissen

Wie gelingt beim Abstillen der fröhliche Umstieg auf feste Nahrung?

Eine innige Stillbeziehung gibt Mutter und Kind die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen und zugleich wundervollen Start ins gemeinsame Leben. Die Muttermilch versorgt das Kind stets mit den passenden Nährstoffen und die vielen gemeinsamen Stillmomente sorgen für eine starke Mutter-Kind-Bindung. Doch auch die schönste Stillzeit geht mit dem Abstillen irgendwann zu Ende. Wie das Abstillen aussehen kann, wann die Zeit dafür gekommen ist und was Sie sonst noch zum Thema Abstillen wissen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

  1. Erste Anzeichen fürs Abstillen

  2. Wann beginnt man mit dem Abstillen?

  3. Abstillen: Wie funktioniert es?

  4. Gründe und Nichtgründe fürs Abstillen

  5. Weitere Tipps, die das Abstillen erleichtern

  6. Probleme beim Abstillen

  7. Häufig gestellte Fragen zum Abstillen

Erste Anzeichen fürs Abstillen

In den meisten Fällen ist eine Stillbeziehung ein ständiges Auf und Ab. Bei manchen läuft der Start ins Stillleben vom ersten Anlegen weg reibungslos. Andere müssen am Anfang regelrecht darum kämpfen. Auch im späteren Verlauf wechseln sich wunderschöne und innige Momente womöglich mit dem ein oder anderen Rückschlag ab. Doch wann neigt sich dieses Auf und Ab seinem tatsächlichen Ende zu? Wann wird das Abstillen zu einem konkreten Thema und wie sehen die ersten Anzeichen dafür aus? 

Sofern kein Grund von außen das Stillen erschwert oder ein schnelles Abstillen nötig macht, beginnt das Abstillen bei jedem Mutter-Kind-Gespann nach dem eigenen Tempo. Zu diesen möglichen speziellen Gründen kommen wir etwas später zu sprechen. Im Idealfall ist es ein angenehmer, stetiger Übergang, der nach rund sechs Monaten mit einem ersten Interesse an Beikost beginnt, sprich das Kind beginnt sich für das Essen der Eltern zu interessieren.  

Wenn das geschieht, kann Beikost eine abwechslungsreiche Ergänzung auf dem Speiseplan sein. Mit dem wachsenden Interesse an Beikost sinkt meist auch das Interesse an der mütterlichen Brust. Manche Babys wirken dabei weniger konzentriert beim Stillen, sie trinken merklich kürzer oder sie hören sogar hin und wieder abrupt auf. Die Hauptquelle für Nährstoffe bleibt dennoch die Muttermilch. Erst nach und nach verlagert sich hier das Verhältnis.

Stillzubehör & BabynahrungAuch die innigste Stillbeziehung endet irgendwann mit dem Abstillen.

Wann beginnt man mit dem Abstillen?

Die Meinungen über den richtigen Zeitpunkt, mit dem Abstillen zu beginnen, gehen weit auseinander. Viele andere Mütter, Verwandte, Freunde oder auch Wildfremde fühlen sich offenbar verpflichtet, ihre Meinungen zu diesem Thema großzügig zu teilen. Dabei ist es primär eine Sache zwischen Mutter und Kind. Als Orientierungshilfe können jedoch zwei Empfehlungen der WHO herangezogen werden.

Zunächst empfiehlt die WHO in den ersten sechs Monaten Muttermilch als einzige Nahrungsquelle. Danach kann bei entsprechenden Anzeichen erste Beikost dazukommen. Dennoch sollte gemäß der Empfehlung das Kind mindestens in den ersten zwei Jahren noch weiter gestillt werden. Wenn es sich für Mutter und Kind richtig anfühlt, kann auch darüber hinaus noch länger gestillt werden. Manche Anthropologen gehen sogar davon aus, dass Kinder ursprünglich bis zu sechs Jahre lang gestillt wurden. Sofern es also keine externen Komplikationen gibt, bleibt es eine individuelle Entscheidung, wann sich die Stillzeit ihrem Ende zuneigen soll. Wenn Sie bereits vor dem sechsten Monat abstillen möchten, geschieht der Wechsel noch nicht in Richtung Beikost, sondern in Richtung Säuglingsnahrung aus dem Fläschchen.

Abstillen: Wie funktioniert es?

Je nach individueller Situation geschieht das Abstillen auf eine natürliche oder auf eine schnelle Art und Weise. Das natürliche Abstillen stellt den Idealfall dar. Es geht von einer guten Stillbeziehung aus, die langsam und in Ruhe endet. Das schnelle Abstillen wird primär in Ausnahmesituationen zum Thema. Sehen wir uns beide Varianten in Ruhe an.

Das natürliche Abstillen

Beim natürlichen Weg handelt es sich meist um eine Entwicklung, die mit einem ersten Interesse des Babys für Beikost beginnt und bei der sich die Ernährung immer mehr von der Muttermilch entfernt. Diese Entwicklung kann innerhalb kurzer Zeit passieren oder sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Viele Kinder stillen sich gewissermaßen von selbst ab, indem sie immer weniger trinken. Gleichzeitig kann auch die Mutter ihren Teil zum Abstillen beitragen und nach und nach die Stillmahlzeiten reduzieren. So findet jede Mutter-Kind-Kombination ihren eigenen Weg.

In jedem Fall bedeutet das Abstillen eine große Umstellung für Mutter und Kind gleichermaßen. Immerhin endet hier ein sehr wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Beziehung. Das kann für Mütter zu einer emotionalen Herausforderung werden. Zu diesen Emotionen können auch körperliche Themen dazukommen.

Wer auch beim natürlichen Abstillen etwas nachhelfen möchte, kann das auf verschiedene Arten tun. Hier ein paar Beispiele:

  • Flasche: Während der Stillzeit besteht zu Recht eine gewisse Sorge rund um eine mögliche Saugverwirrung. Beim Abstillen sieht das jedoch entspannter aus. So können Sie etwas Milch abpumpen und diese dem Baby im Fläschchen geben.

  • Spielerwechsel: Die Flaschen-Muttermilch kann das Baby zudem vom Partner oder der Partnerin, von den Großeltern oder von größeren Geschwistern bekommen. Dabei lernt das Kind zudem, dass es nicht nur von seiner Mutter mit Nahrung versorgt werden kann.

  • Externe Tipps ausblenden: Wie schon beim Stillen zuvor, haben auch beim Abstillen viele Leute eine eigene Meinung, mit der sie es „ja nur gut meinen“. Dennoch bleibt es ganz allein eine Sache zwischen Mutter und Kind, wann und wie das Abstillen vonstattengehen soll.

Beim „Baby-led Weaning“ lernen die Kinder ohne Brei direkt die Lebensmittel in ihrer richtigen Form kennen.

In den letzten Jahren wird zudem der Begriff „Baby-led Weaning“ immer bekannter. Baby-led Weaning – kurz BLW genannt – gibt dem natürlichen Abstillen einen neuen Namen. Grob übersetzt bedeutet es so viel wie „Vom Baby geführtes Abstillen“. Zusätzlich zum natürlichen und intuitiven Abstillen nimmt beim BLW auch die Beikost eine spezielle Rolle ein. Hier wird (weitgehend) auf Brei verzichtet. Vielmehr sollen die Kinder die verschiedenen Lebensmittel mit allen Sinnen in ihrer echten Form kennenlernen. Dazu werden Gemüse und ähnliche Lebensmittel in mundgerechten Stücken und bei Bedarf auch weich gekocht angeboten. Das soll für eine besonders gesunde Beziehung zum Essen sorgen.

Schnelles Abstillen

In bestimmten Fällen kann es unvermeidlich sein, dass ein Kind von einem Tag auf den anderen abgestillt werden muss. In der Regel hängt das mit gesundheitlichen Themen zusammen. Wenn Mutter oder Kind so schwer erkranken, dass sie für die Behandlung mehrere Tage voneinander getrennt sein müssen, wenn es der gesundheitliche Zustand aus einem anderen Grund nicht zulässt oder wenn die Mutter bestimmte Medikamente einnehmen muss, kann oft nicht mehr weiter gestillt werden.

Diese Variante ist gewiss nicht der Idealfall, aber auch kein unüberwindbares Szenario. Am Anfang sollte die Mutter noch weiter Milch abpumpen oder ausstreichen. Es sollte allerdings nur so viel Milch sein, dass möglichen Problemen rund um Milchstau, Brustentzündungen oder unangenehmen Brustdrüsenschwellungen vorgebeugt wird. Bei einer zu großen abgepumpten Milchmenge würde der Körper angeregt werden, weiterhin gleich viel oder sogar noch mehr Milch zu produzieren. Eine gewisse Schwellung und zusätzliche Empfindlichkeit sind beim schnellen Abstillen jedoch ganz normal. Oft wirkt sich das erzwungene schnelle Abstillen auch auf das Gemüt der Mutter aus. Vor allem auf die plötzliche Hormonumstellung reagiert jede Frau etwas anders.

Üblicherweise dauert die Umstellung für die Mutter ein paar Tage bis wenige Wochen. Doch auch das Kind muss mit der Umstellung erst zurechtkommen. Hier fallen die Reaktionen äußerst individuell aus. Manche Kinder kommen damit gut zurecht, andere suchen auch nach mehreren Wochen nach der Brust. Das kann zu einer Belastungsprobe für alle Beteiligten werden.

 Eine Milchpumpe spielt beim Abstillen meist eine wichtige Rolle.

Gründe und Nichtgründe fürs Abstillen

Welche Gründe kann es haben, dass man abstillen sollte oder sogar muss? Und was wird zwar häufig als Grund herangezogen, ist allerdings in Wahrheit gar kein endgültiger Grund, mit dem Stillen aufzuhören? Verschaffen wir uns einen Überblick über die verschiedenen Gründe und Nichtgründe.

Gründe, mit dem Stillen aufzuhören

  • Die Mutter muss für das Kind problematische Medikamente einnehmen (häufigstes Beispiel: starke Schmerzmittel).

  • Mutter oder Kind benötigt eine intensive, medizinische Betreuung, bei der die beiden zu lange vorübergehend voneinander getrennt werden müssen.

  • Erkrankungen oder mögliche Fehlbildungen, die dem Kind die Nahrungsaufnahme zu stark erschweren.

Nichtgründe, mit dem Stillen aufzuhören

  • Einnahme von Medikamenten, die der Arzt als stillverträglich verschreibt.

  • Wenn die ersten Zähne kommen.

  • Wenn die monatliche Regelblutung wieder einsetzt.

  • Brustentzündung: Hier wäre eine übervolle Brust sogar ein klarer Verstärker der Probleme.

  • Berufstätigkeit: In den allermeisten Fällen lassen sich mithilfe einer Milchpumpe Lösungen finden, dass hier nicht direkt abgestillt werden muss. Zudem stehen der Mutter gesetzliche Stillzeiten zu.

Weitere Tipps, die das Abstillen erleichtern

Ob beim natürlichen oder beim schnellen Abstillen, in allen Fällen können einige Tricks die Sache für Mutter und Kind deutlich erleichtern. Zunächst kann die Umstellung mancher Milchmahlzeiten auf die Flasche hilfreich sein. Dazu kann und soll auch gerne abgepumpte Muttermilch verwendet werden. Der beste Zeitraum für dieses Fläschchen ist meist jener, in dem das Baby noch bestens gelaunt und noch nicht sonderlich hungrig ist. Alternativ zum Fläschchen kann es im Laufe der Zeit auch einen Versuch wert sein, das Kind zu den üblichen Stillzeiten mit einem Spiel oder einem Snack etwas abzulenken. Auch eine neue Aufgabenverteilung kann hilfreich sein. Wenn der Papa oder andere nahestehende Personen das Füttern übernehmen, kommen viele Kinder ebenfalls etwas einfacher ohne Muttermilch aus der Brust zurecht.

Probleme beim Abstillen

Welche Probleme können beim Abstillen auftreten und was hilft, wenn es so weit ist?

  • Emotionale Probleme: Besonders beim schnellen Abstillen kann die hormonelle Umstellung starke Auswirkungen haben. In vielen Fällen hilft es, andere innige Momente zwischen Mutter und Kind zu schaffen, etwa bei einem Bad oder durch zusätzliche Kuschelzeit.

  • Milchstau: Ein Milchstau kann zwar auch vorher schon hin und wieder auftreten, beim Abstillen steigt jedoch das Risiko dafür merkbar an. Das hilft: sanfte Massagen, kühle Umschläge oder auch Topfenwickel sowie Salbei- oder Pfefferminztee.

  • Das Baby verlangt immer noch stark nach der Brust: Hier helfen die Tipps von weiter oben und vor allem viel elterliche Geduld und Verständnis für die Situation des Kindes.

Auch ein Fläschchen kann ein wertvoller Helfer beim Abstillen sein.

Häufig gestellte Fragen zum Abstillen

Widmen wir uns zum Abschluss noch so manchen häufig gestellten Fragen:

Wie lange dauert es, bis man abgestillt hat?

Das ist eine äußerst individuelle Angelegenheit. Im besten Fall können Mutter und Kind ihr ganz eigenes Tempo finden. In bestimmten Situationen kann es sein, dass man schnell abstillen muss. Doch auch dann dauert es meist einige Tage oder sogar Wochen, bis sich alles wieder eingependelt hat.

Wie klappt das Abstillen am besten?

Im besten Fall kann das Abstillen seinen natürlichen Lauf nehmen. Wenn es schneller gehen muss, sollte unbedingt weiterhin etwas Milch abgepumpt werden, um Brustentzündungen oder ähnliche Probleme zu vermeiden.

Was passiert mit dem Körper nach dem Abstillen?

Nach dem Abstillen können verschiedene Veränderungen auftreten, sowohl emotionale Veränderungen wie Stimmungsschwankungen als auch fehlende Energie oder Müdigkeit. Auch die Brust selbst verändert sich nach dem Abstillen. Die Rückbildung verläuft bei jeder Frau anders.

Wie kann man natürlich abstillen?

Beim natürlichen Abstillen reagiert man üblicherweise auf das erste Interesse an Beikost. Danach verlagert sich das Trink- und Essverhalten nach und nach immer mehr von der Muttermilch zu fester Nahrung.

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